Wie wir in den vergangenen drei Webinaren mit Philipp gesehen haben, ist der Dialog eine Herzenssache für ihn. Philipp gibt viel Raum für den persönlichen Austausch mit seinen Athlet*innen. Diese Qualität ist der Kern seiner Trainingsphilosophie und begleitete ihn schon vor seiner Karriere als Coach.
Wie ihr wisst startete Philipp als Gymnasiallehrer für Deutsch und Sport, wo er Kids auf den richtigen Weg brachte. Während dieser Reise kam er unter anderem mit dem Konzept des dialogischen Lernens in Berührung. Die Erfahrungen, die er mit dem Konzept und im Umgang mit Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten machte, prägen ihn bis heute.
Öffnet euren Denkhorizont & schafft Verständnis
Jede*r Athlet*in hat ein Ziel vor Augen. Lasst euer Gegenüber davon erzählen. Auch wenn es ein ambitionierter Wunsch ist, bleibt offen dafür und urteilt nicht vorschnell – immerhin habt ihr Erfahrung damit, Teilschritte mit den Athlet*innen zu gehen. Ihre Ziele sind es, die sie antreiben und ihnen überhaupt das Potenzial geben, den nötigen Weg zu gehen. Darum sollte der Weg gemeinsam gestaltet werden. Überlegt euch als Coach, wie eure Athletin oder euer Athlet in die Lage versetzt wird, sein Potenzial abzurufen. Das kann beispielsweise mit einem Hinweis auf seine Lebensgewohnheiten sein. Dafür braucht ihr Verständnis für sie oder ihn. Gerade wenn ihr die Kombi aus konvergentem und divergentem Denken übt, schafft ihr einen Dialog. Dank dem divergenten Denken seid ihr empathischer unterwegs und könnt das, was um eure Athlet*innen passiert (also auch Umwelteinflüsse) erfassen. Einblicke über beispielsweise den Stresspegel oder die subjektive Erschöpfung geben euch viele Hinweise darüber, was die Athlet*innen bewältigen können. Ihr könnt nun diesen Informationen mit eurem sportspezifischen Rahmen verbinden und dank konvergentem Denken Lösungen bzw. Trainingsprogramme erarbeiten.
Das Ziel ist Ausgangspunkt der Entwicklung
Auf der Suche nach den optimalen Bedingungen für sportlichen Erfolg entwickelt sich unter Trainern ein Wettkampf um Wissen. Ein Wissen über Zusammenhänge die eng verzahnt sind mit der Leistungsoptimierung. Oft geht es darum, Bewegungsmuster zu korrigieren oder mit dem Trainingsprogramm mehr Leistung zu erzielen. Dialogisches Lernen bringt euch auf eine ganz andere Ebene in der Zusammenarbeit mit euren Athlet*innen. Neben der Gesprächsführung an sich geht es auch darum, wie gut ihr in der Vermittlung von Wissen seid. Philipp spricht davon, den Athlet*innen in eurer Trainingsplanung Angebote zu machen. Sie können diese dann individuell nutzen. Wichtig ist hier, dass ihr Entwicklungspotenziale der Athlet*innen für sie sichtbar macht, damit sie sie auch nutzen können und vor allem damit sie sehen, dass sie Fortschritte machen. So programmiert ihr das Training nicht einfach nur vor, sondern setzt euch gemeinsam mit den Athlet*innen aktiv damit auseinander. An dieser Stelle nehme ich ein Input aus dem ersten Webinar wieder auf: je mehr ihr über eure Athlet*innen wisst, desto besser könnt ihr mit euren Angeboten auf sie eingehen und sie motivieren.
Fragt, wie Athlet*innen sich fühlen
Was nehmen die Athlet*innen wahr? Wie verstehen sie euren Plan? Wissen sie, warum sie die Übungen absolvieren sollen? Klärt gemeinsam diese Fragen. Wenn ihr ein Gefühl davon bekommt, wie Athlet*innen eure Hinweise verarbeiten und was bei ihnen sonst noch läuft, könnt ihr besser auf ihre Bedürfnisse eingehen und zielgerichtetere Angebote machen, um einen Entwicklungsschritt gezielt auszulösen. Ihr seid so auch besser in der Lage zu entscheiden, ob ihr vielleicht einen Schritt zurückgehen müsst, um den Erfolg herbeizuführen. Ein Dialog ist dabei eigentlich klar strukturiert. Wichtig ist beispielsweise in einem Feedbackgespräch, mit den positiven Aspekten zu beginnen, bevor die weniger guten angesprochen werden. Verstärkt die Dinge, die gelingen. Meldet aber auch diejenigen zurück, die noch nicht ganz auf der Höhe sind. Damit stosst ihr ein Prozess der Höherentwicklung an. Es sollte dabei immer Raum gegeben werden für Fragen und dafür, den eigenen Standpunkt zu erläutern, damit euer Gegenüber und ihr die Chance erhaltet, Informationen zu reflektieren und besser einordnen zu können. Das stärkt die zwischenmenschliche Beziehung. Ihr werdet zu einem noch stärkerem Duo – auch wenn ihr viele Athleten betreut – das auch in kritischeren Zeiten gemeinsam funktioniert.
Reflektiert
Neben Laura ist Philipp selber wohl sein grösster Kritiker. Er betont, dass Ausbildung wichtig ist, um eine solide Basis zu haben, um passende Angebote zu formulieren. Dank dem Dialog seid ihr in einer Wechselbeziehung mit euren Athlet*innen. Über sich selber zu reflektieren darf aber nicht zu kurz kommen. Nutzt beide Rückkoppelungen, ihr werdet sehen, es lohnt sich! Euch wird ein Spiegel vorgehalten, der euch einen zusätzlichen Push gibt, die Leistung (eurer Athlet*innen und eure eigene) zu verbessern.
Wollt ihr die Tipps in Philipps Worten hören? Dann schaut hier rein:
Wissensdurst noch nicht gelöscht? Stöbert in Philipps Buchtipps
- Das dialogische Bewegungskonzept u. a. von Gordijn/Tamboer
- Das dialogische Prinzip von Martin Buber
- Dialogisches Lernen nach Ruf und Gallin
- Transaktionsanalyse (Ich-Zustände) von Eric Berne
- Bewusstheit durch Bewegung von Moshé Feldenkrais