Wie im Beitrag zu den Faktoren der Ausdauerleistungsfähigkeit aufgezeigt, kommt im Bestreben guter Ausdauerleistungen auch der Laktatbildungsrate (VLa) eine wichtige Rolle zu. Sie beschreibt die maximale Flussrate des anaerob-laktaziden Teils des Energiestoffwechsels. Wie der Name im Grunde bereits erahnen lässt, gilt, je höher die VLamax, desto mehr Laktat wird bei einer gewissen Intensität einer körperlichen Belastung produziert. In Wettkämpfen, deren Startfelder in Bezug auf die VO2max der Sportler*innen homogen zusammengesetzt sind, was insbesondere im Spitzensport oft der Fall ist, kann, neben dem Einfluss der Bewegungsökonomie, die Ausprägung der Laktatbildungsrate der Athlet*innen entscheidend für den Ausgang des Wettkampfes sein. Ist eine Person bei gleicher VO2max über längere Zeit in der Lage einen höheren Prozentsatz ihrer VO2max zu nutzen als eine andere Person, sprich wird eine höhere Energiemenge über aerobe Prozesse generiert, erlaubt ihr dies insgesamt eine höhere Leistung aufrechtzuerhalten.
Wann ist eine hohe VLamax gefragt? Wann nicht?
Während eine hohe VO2max in allen Ausdauersportarten von Vorteil ist, gilt es die VLamax in Abhängigkeit des jeweiligen Anforderungsprofils zu entwickeln. Allgemein lässt sich sagen, dass bei Wettbewerben kürzerer Dauer eine grosse VO2max mit einer gleichzeitig hohen VLamax gefragt ist und mit zunehmender Streckenlänge die submaximalen Determinanten der Ausdauerleistungsfähigkeit an Bedeutung gewinnen. Zudem sind in Sportarten respektive Teildisziplinen, in welchen es zu taktischen Rennen und Sprintentscheidungen kommen kann, die anaeroben Kapazitäten mitentscheidend. Am Beispiel Radsport kann sehr schön aufgezeigt werden, wie die optimale Ausprägung der VLamax in Abhängigkeit der Teildisziplin variiert. So müssen beispielsweise in kürzeren Events im Bahnradsport sowohl die VO2max als auch die VLamax möglichst hoch sein. Hingegen fordert ein mehrtägiges Etappenrennen mit Bergpassagen eine hohe VO2max bei gleichzeitig tiefer VLamax. In Klassikern oder Etappen mit Sprintankunft sind Fahrertypen gefragt, welche eine hohe VO2max mit einer höheren VLamax vereinbaren. Ebenfalls in Mountainbike-Wettkämpfen ist neben einer hohen VO2max eine gewisse anaerobe Kapazität entscheidend.
Wie kann die VLamax beeinflusst werden?
Wo eine Person im Vergleich zu ihrem aktuellen individuellen Soll-Wert steht, wird in einer entsprechenden Leistungsdiagnostik klar. Beispielsweise eine Labordiagnostik mit INSCYD oder auch deren Feldmethode, der Power Performance Decoder, bilden die VLa ab. Mit Kenntnis des Ist-Werts, also der Ergebnisse der Leistungsdiagnostik, lassen sich dann Trainingsziele definieren. Die VLamax wird durch die Muskelfasern und von der Enzymbesetzung determiniert. Wird eine Senkung der VLamax angestrebt, empfiehlt sich in erster Linie Ausdauertraining, Ausdauertraining und Ausdauertraining. So simpel es tönt, so wahr und effektiv ist es. Konkreter kann man das Ziel einer niedrigeren VLamax beispielsweise durch Kraftausdauereinheiten, Schwellentraining, Einstreuen kurzer Intensitäten in LIT-Einheiten oder auch durch Training mit reduzierten Kohlenhydratspeichern angehen. Das Training zur Steigerung der VLamax hat den Charakter klassischen Sprinttrainings.
Wir werden das Thema rund um zielabhängige Trainingsmethoden in weiteren Beiträgen vertiefen. Folge uns auf den sozialen Medien und/oder abonniere unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben.